Willkommen zum fünften „50plus1“ von Zielfeuer Consulting – deinem Insiderblick in die Welt des Politikmanagements!

Liebe Politikmanager/innen,

Willkommen zum vierten „50plus1“ von Zielfeuer Consulting– deinem Insiderblick in die Welt des Politikmanagements!

Wir, das Team von Zielfeuer Consulting, freuen uns, dir mit diesem Rundschreiben einen besonderen Mehrwert für Deine Aufgabe im Politikmanagement zu bieten.

Unser Fokus liegt darauf, dich alle drei-vier Monate über die Tipps & Insights im Politikmanagement zu informieren. Mit 50plus1 wird die Notwendigkeit betont, eine Stimme mehr als 50% der Wählerschaft zu erreichen, um politisch frei gestalten zu können. Beim gemeinsamen Weg dorthin, wollen wir Mitte-Rechts-Parteien und deren Teilgliederungen in Österreich, im (süd-)deutschen Raum und in der Schweiz begleiten. Wir unterstützen dich also gerne bei deinem Weg zu 50+1 der Zustimmung bzw. beim Halten Deiner Mehrheit. Wir wissen, dass dein Alltag hektisch ist und Zeit knapp ist. Deshalb nehmen wir komplexe Inhalte und brechen sie für dich einfach herunter.
 

Wenn du eigene Interessen, Ideen oder Themen aus dem Bereich des politischen Managements hast, die dich fesseln, aber für die dir die zeitlichen Ressourcen fehlen, lass es uns wissen.
Wir sind hier, um nicht nur zu informieren, sondern dich aktiv zu unterstützen und gemeinsame Wissenslandkarten und Werkzeuge für unseren Einsatzbereich zu erstellen!

 

Liebe Grüße und bis bald

Christian & das Zielfeuer-Team

 

von Mag. Florian Hiegelsberger, Landesparteisekretär ÖVP OÖ

Am 23. Februar 2025 wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Das ist eine Wahl in einer für Deutschland bislang kaum gekannten Fakten- und Stimmungslage: wirtschaftlich im Abstieg, gesellschaftlich polarisiert und sicherheitspolitisch unsicher. Zeit für die Wende, Zeit für den Aufstieg: Das ist die Kernansage von CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz – im Wissen, dass die Sicherheitslage jederzeit zugunsten der derzeit zweitplatzierten AfD eskalieren kann. Nicht das einzige Problem für Merz. Denn er wird einen Regierungspartner brauchen – SPD oder Grüne. Die politische Brandmauer hin zur AfD soll, beteuert Friedrich Merz, nicht angetastet werden.

 

Auf des Messers Schneide – Wirtschaft oder Sicherheit

Die aktuelle Deutschlandtrend-Messung der ARD (Jänner 2025) liefert für CDU/CSU mit Friedrich Merz ein günstiges Bild: mit 31 Prozent klare Nummer 1 vor AfD (20 %), SPD (15 %) und den Grünen (14 %). Wirtschaft und Zuwanderung sind – mit wechselnder Rangfolge – in der Bevölkerung laut der Umfrage die mit Abstand bestimmenden Themen. Genau darin liegt für CDU/CSU aber auch eine große strategische Herausforderung: Die hohe Wirtschaftskompetenz gegenüber SPD und Grünen ausfahren, gleichzeitig sicherheitspolitisch klare mitte-rechte Kante. Medien schreiben bereits vom noch nie dagewesenen „Zwei-Fronten-Krieg“ für die Christdemokraten, der aktuell in einem bemerkenswert restriktiven 5-Punkte-Plan gegen illegale Migration gipfelt.


"Friedrich Merz hat das Zeug, aber noch nicht die Sympathien"

CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz steht für ein starkes Comeback seiner Person und der Christdemokraten. Er steht laut Umfragen für Klartext, Führungsstärke und Fachkompetenz – aber noch nicht im selben Ausmaß für Sympathie. Dass diese Kluft zwischen Kompetenz und Emotion überwunden werden kann, zeigen die Umfragen: CDU/CSU und AfD liegen trotz mäßiger Persönlichkeitswerte ihrer Spitzen voran. Andere Umfragen zeigen jedoch: Schaffen Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (Grüne) eine Duell- und Emotionssituation, rücken deren Parteien an CDU/CSU heran. Das heißt für Friedrich Merz: Spielfeld Wirtschaft zum Gewinnen und Spielfeld Sicherheit zum Abdichten.



Deutschland ist ein gespaltenes Land

Die emotionalen Gräben Deutschlands verlaufen zwischen dem Abgesang auf ökologische Utopien bzw. einen nur moderierenden Kanzler und dem Klartext von Friedrich Merz. Faktisch erstrecken sich die Gräben zwischen dem Stärkeanspruch Deutschlands und der derzeitigen Position in Wirtschaft und Sicherheit. Tiefe politische Gräben verlaufen zwischen einstiger BRD und einstiger DDR. Denn außer in Sachsen-Anhalt liegt im Osten Deutschlands demoskopisch aktuell die AfD voran. Im übrigen Deutschland dominieren in den Umfragen CDU/CSU. Für die SPD bleiben derzeit nur zwei kleine Siegerpünktchen in den Hansestädten Bremen und Hamburg. Das heißt für die Christdemokraten: Im Osten aufholen, wobei die dortige Gemengelage politisch nicht leicht zu bespielen ist. Wie überwindet man ein generelles Gefühl des Abgehängt- und Benachteiligtseins? Am besten wohl mit der Darstellung von Kandidatinnen und Kandidaten aus der Region für die Region mit engem und direktem Draht zum erhofften neuen Kanzler Merz.

 


Der erste Paukenschlag durch ein KI-gefälschtes Video

Begonnen hat der Wahlkampf in Deutschland mit einem technologischen Paukenschlag. Aus dem Dunstkreis der SPD kam ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) verfälschtes, aber nahezu echt wirkendes Video von Friedrich Merz. Da ist er also wieder, der Spagat zwischen Wirtschaft und Sicherheit. Diesmal in den Farben der KI zwischen standortrelevanter Schlüsseltechnologie und politisch geschürter Demokratiegefährdung. Wir in der Oberösterreichischen Volkspartei sehen dem Einsatz von KI mit der erforderlichen neuen Professionalität und dem dazugehörigen Verantwortungsbewusstsein ins Auge: KI dort, wo sie Prozesse und Kommunikation unterstützt, aber ein klares Nein zu KI-gefälschten Produkten, die Wahrheit und Fakten auf den Kopf stellen.

 

Mag. Florian Hiegelsberger, geboren am 2. Februar 1987 in Wels, ist ein erfahrener Politstratege und Landesparteisekretär der ÖVP Oberösterreich. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der JKU Linz war er unter anderem als Landesgeschäftsführer der Jungen ÖVP,

politischer Referent im Bundeskanzleramt sowie Leiter des Verbindungsbüros des Landes OÖ in Wien tätig. Seine Expertise liegt in politischer Strategie, Netzwerkarbeit und Kommunikation.

 







SOWOHL-ALS-AUCH STATT ENTWEDER-ODER. EINE CHANCE FÜR PARTEIEN DER MITTE.

von Mag. Bettina Rausch-Amon MBA

 

Unsere Welt ist nicht eindeutig, sondern im Gegenteil voller Widersprüche. Das stresst unsere menschlichen Gehirne und unsere Gesellschaft.
Es wird zusehends schwieriger den Überblick zu behalten und guten Gewissens „richtige“ Entscheidungen zu treffen. Ein „Sowohl-als-auch“ auszuhalten kostet mehr Kraft als die (vermeintliche) Klarheit, die ein „Entweder-Oder“ mit sich bringt. Ambiguitätstoleranz nennt man die Fähigkeit,
mit Uneindeutigkeit und Unsicherheit konstruktiv umzugehen. Diese zu pflegen wird relevant sein und bleiben – für jeden und jede Einzelne und für die Gesellschaft.

 

In uns Menschen konkurrieren ein Leben lang die gegenläufigen Bedürfnisse nach Selbstentfaltung einerseits und Zugehörigkeit andererseits. Auf gesellschaftlicher Ebene entstehen also Debatten und Konflikte oft im Spannungsfeld von Freiheit und Verantwortung, Selbstverwirklichung und Gemeinwohlorientierung. Hier die Balance zu finden, ist eine stetige Herausforderung, besonders für politisch Verantwortliche.


Gerade populistische Parteien – rechts wie links – reagieren in dieser Gemengelage mit den vielbekannten „zu einfachen Antworten auf komplizierte Fragen“. Diese kurzfristige Vereinfachung empfinden Bürgerinnen und Bürger offenbar als entlastend. Den Beweis einer faktischen Problemlösung müssen diese Parteien – weil zumeist (noch) in Oppositionsrolle – nicht erbringen und erweisen damit Politik und Gesellschaft einen Bärendienst. Anspruchsvoller, aber auch nachhaltig sinn- und verantwortungsvoll ist es aber, Menschen und damit Gesellschaft so zu stärken, dass sie mit der Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit unserer Welt auch künftig umgehen können.

 

Gerade die Volkspartei bringt mit, was es dafür. Dem Umgang mit teils widerstrebenden Interessen hat sich über Jahrzehnte sowohl innerparteilich als auch in Regierungsverantwortung gestellt. Freiheit und Verantwortung, Selbstverwirklichung und Gemeinwohlorientierung – das Moderieren zwischen diesen Polen ist nicht nur im Grundsatzprogramm beschrieben, sondern in der täglichen Praxis der Volkspartei vielfach erprobt. In Parteigremien kommen formal gesprochen nicht nur Vertreterinnen und Vertreter einzelner Teilorganisationen oder regionalen Gruppierungen zusammen, sondern es sitzen immer auch Liberale, Konservative und Christlich-Soziale am Tisch. Diese ideologischen Orientierungen, die einander ja ergänzen und abrunden können, sind zumeist in unterschiedlichen Anteilen in einzelnen Personen vertreten, drei inneren Simmen gleich. Die Fähigkeit, sie konstruktiv auszubalancieren, sollte genau in unserer Zeit weiterkultiviert werden, um Menschen und Gesellschaft bestmöglich zu dienen.

 

Mitunter widerspricht es der gängigen medialen Logik, nicht stante pede auf jede Frage eindeutig mit „Ja“ oder „Nein“ antworten zu können oder zu wollen. Und auch im zugespitzten Wahlkampf, auf Plakaten und in Share Pics, macht sich der knackige Slogan besser als die abwägende Erklärung. Auch wenn man für differenzierte und ausgewogene Erklärungen unmittelbar weniger Applaus bekommt als für den flotten, zugespitzten Sager, langfristig sind alle Beteiligten besserdran – Partei, Gesellschaft und Menschen –, wenn der Muskel der Ambiguitätstoleranz regelmäßig trainiert wird.

 

Der Umgang mit Widersprüchlichkeiten, gleichzeitigen Ungleichzeitigkeiten, Trends und Gegentrends ist eine Schlüsselkompetenz, die wir als Zielfeuer fördern und entwickeln: im Einzelcoaching für Entscheiderinnen und Entscheider, bei der Begleitung von Teams und Organisationen in Strategie- und Strukturprozessen, aber auch in Personalentwicklungsprogrammen. Wenn Du konkrete Fragestellungen dazu hast, melde Dich doch einfach bei uns: rausch@zielfeuer.com.

 

 







AFFECTIVE INTELLIGENCE THEORY:

Ein wissenschaftlicher Blick auf Emotionen in der Politik

von Sabine Hanger

In der politischen Entscheidungsfindung spielen Emotionen eine zentrale Rolle. Die Affective Intelligence Theory (AIT) liefert wertvolle Einblicke in die Mechanismen, durch die Gefühle wie Angst, Begeisterung und Wut das Verhalten von Wählerinnen und Wählern steuern. Diese Theorie widerlegt die Annahme, dass Emotionen lediglich irrationale Störfaktoren in der Politik sind. Vielmehr beeinflussen sie maßgeblich, wie Menschen politische Informationen verarbeiten und darauf reagieren. Besonders interessant ist die Unterscheidung zwischen Angst und Wut, da sie politische Dynamiken
auf völlig unterschiedliche Weise prägen.

 

Grundlagen der Affektiven Intelligenz
Die Affective Intelligence Theory geht davon aus, dass politische Urteile nicht ausschließlich rational getroffen werden, sondern stark von emotionalen Prozessen abhängen. Sie unterscheidet drei zentrale emotionale Systeme:

 

  • Das Begeisterungssystem (Disposition System):
    Es wird aktiviert, wenn Menschen positive Erfahrungen mit einer Partei oder einem politischen System machen. Dieses System fördert politische Stabilität und Loyalität, da Wählerinnen und Wähler ihren bisherigen Überzeugungen treu bleiben und sich verstärkt für bestehende politische
    Bewegungen engagieren. Beispielsweise führt Zufriedenheit mit einer Regierungspartei häufig dazu, dass diese erneut gewählt wird.
 
  • Das Angstsystem (Surveillance System):
    Es tritt in Kraft, wenn Menschen mit unerwarteten oder bedrohlichen politischen Ereignissen konfrontiert werden. In solchen Momenten werden sie vorsichtiger, hinterfragen bestehende Überzeugungen und setzen stärker auf Sachargumente anstatt auf blinde Parteitreue. Eine Wirtschaftskrise oder ein Terroranschlag kann beispielsweise dazu führen, dass Bürgerinnen und Bürger ihre politischen Präferenzen überdenken und verstärkt nach neuen Informationen suchen.
 
  • Das Verärgerungssystem (Disposition System – Anger Pathway):
    Dieses System wird aktiviert, wenn Menschen sich durch politische Institutionen oder Akteure bedroht oder frustriert fühlen. Wut mobilisiert und führt häufig zu Protestverhalten sowie zu einer verstärkten Unterstützung oppositioneller oder radikaler Bewegungen. So kann Empörung über Korruption oder soziale Ungleichheit Menschen dazu bringen, sich politischen Protesten anzuschließen oder populistische Parteien zu unterstützen.
 
 

„Wut führt zu Misstrauen und politischer Mobilisierung, während Angst Menschen dazu bringt, Informationen bewusster wahrzunehmen und ihre Präferenzen zu überdenken.“


Angst vs. Wut: Zwei gegensätzliche politische Dynamiken

Ob eine politische Krise zu verstärkter Unterstützung der Regierung oder zu radikalem Protest führt, hängt stark davon ab, ob die vorherrschende Emotion Angst oder Wut ist. Während beide Gefühle durch Unsicherheit ausgelöst werden können, führen sie zu entgegengesetzten Reaktionen:

Angst führt zu Besonnenheit und erhöhter Informationssuche. Wenn Menschen verunsichert sind, nehmen sie politische Informationen bewusster wahr, wägen Argumente ab und sind eher bereit, ihre politischen Präferenzen zu ändern. Gleichzeitig kann Angst in Krisensituationen einen sogenannten „Rally-‚round-the-flag“-Effekt hervorrufen. Das bedeutet, dass Wählerinnen und Wähler in Zeiten von Bedrohungen eher dazu neigen, sich hinter der Regierung zu versammeln, um Stabilität zu wahren. Dies zeigt sich beispielsweise in Zeiten nationaler Krisen, wenn Regierungen trotz widriger Umstände hohe Zustimmungswerte erzielen.


Wut führt zu Misstrauen und politischer Mobilisierung. Im Gegensatz zur Angst macht Wut Menschen weniger empfänglich für neue Informationen – stattdessen verstärkt sie bestehende Überzeugungen und führt zu aktiverem politischem Handeln. Menschen, die sich betrogen oder ungerecht behandelt fühlen, suchen seltener nach differenzierten Argumenten, sondern tendieren dazu, politische Verantwortungsträger direkt zu bestrafen – sei es durch Proteste oder die Wahl systemkritischer Parteien. Während Angst kurzfristig eine stabilisierende Wirkung haben kann, fördert Wut auf lange Sicht politische Polarisierung und den Wunsch nach Veränderung.

Die Affective Intelligence Theory liefert somit wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Emotionen das politische Verhalten steuern. Angst und Wut sind nicht nur passive Reaktionen auf Ereignisse, sondern aktiv gestaltende Kräfte im politischen Diskurs. Ein bewusster Umgang mit diesen Emotionen kann dazu beitragen, politische Strategien gezielt zu steuern und Wählerinnen und Wähler nachhaltig zu überzeugen.

 

Weiterführende Literatur

  • Marcus, G. E., Neuman, W. R., & MacKuen, M. (2000). Affective Intelligence and Political Judgment. University of Chicago Press.
  • Brader, T. (2006). Campaigning for Hearts and Minds: How Emotional Appeals in Political Ads Work. University of Chicago Press.
  • Albertson, B., & Gadarian, S. K. (2015). Anxious Politics: Democratic Citizenship in a Threatening World. Cambridge University Press.

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