Unsere Reise zielte darauf ab, das Erfolgsgeheimnis der finnischen Konservativen, der Kokoomus, zu ergründen. Die Kokoomus ist, neben den Christdemokraten, welche im Vergleich zur Kokoomus einen stärkeren Bezug zum Christentum pflegen, eine von zwei Parteien, die zur Europäischen Volkspartei (EVP) gehören und somit als Schwesterpartei der ÖVP gelten.
Besonders faszinierend war die antihierarchische Struktur der Kokoomus. Ein kleines, überschaubares Team in Helsinki verwaltet die Kampagnen und die Partei im Allgemeinen. Darauf legen sie großen Wert. Obwohl die Partei nach außen hin breit aufgestellt ist, bleibt die interne Struktur sehr kompakt. Ein weiterer interessanter Punkt ist ihr Ansatz zur Listenerstellung – streng genommen gibt es diese bei ihnen nicht. Jede Wahl ist ein reiner Vorzugsstimmenwahlkampf.
Ein politisch brisantes Thema in Finnland war der Beitritt zur NATO aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Hier gab es kaum parteipolitische Unterschiede – der Beitritt wurde von der breiten Bevölkerung unterstützt. Die klare Linie in der Finanzpolitik verschaffte der Kokoomus jedoch zusätzlichen Auftrieb. Finnland fährt mit der neuen konservativen Regierung einen Sparkurs, der aufgrund der transparenten Kommunikation der Kokoomus weitgehend akzeptiert wird. Dies spiegelt sich auch in den Umfragewerten wider.
Ein merkbarer Unterschied ist die Sachlichkeit in finnischen Wahlkämpfen. Anders als bei uns, führen die Finnen sehr sachliche Wahlkämpfe. Auch wenn die Präsidentschaftswahl hitziger war, bleibt die Politik in Finnland insgesamt sehr konstruktiv und harmonisch. Dies liegt wohl auch daran, dass Finnland in der Bildung breiter Koalitionen geübt ist.
Das Land hat eine große Parteienlandschaft, und nach der letzten Wahl sind vier Parteien in einer Koalition – die Finnen sind es also schon länger als wir Österreicher gewohnt regelmäßig Kompromisse einzugehen.